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Unser grosses Projekt: Stern

 

Ganz am Anfang stand eine Annonce im Internet. Und die hat's und angetan. Ein holländisches Boot Typ 'Tjalk' zu verkaufen, ganz oben im Norden Hollands. Baujahr 1915, ein wunderbar rund gebauter Rumpf, 28,5 Meter lang, 5 Meter breit. Wir sind mal hingefahren um das gute Stück zu besichtigen, und haben gekauft!

Das Boot war ein Fischerboot, also mussten einige Dinge weggerissen werden - die grosse Auffangwanne, ein Kran, und einige Hütten und Räume. Dann wurde der leere, offene Rumpf einmal zugemacht, und dann die Kabine draufgebaut. Dann wurden die Fenster und die grossen Messing-Bullaugen eingesetzt, die wir extra in Spanien anfertigen haben lassen.

Für uns war das eine immens lange Wartezeit. Aber schliesslich, im September 2003, hab ich dann Jeremy samt Proviant und Schlafsack nach Holland gebracht, und er hat unseren 'Stern' - so heisst das Boot - hierher nach Paris geschippert. Amsterdam-Paris in 10 Tagen - ganz ohne Konfort! .

bei der Ankunft hier im Port Sisley in Villeneuve La Garenne gabs natürlich gleich einmal Champagner...

... und dann gings an die Arbeit!!!
Wir haben viele Sachen gelernt: alte Farbe mit Spachteln runterkratzen, abschleifen, schweissen...

Und Jeremy hat sich zum Tischler und Häuslbauer improvisiert! Er hat uns gleich einmal das Führerhaus aus edlem Sipo-Holz gebaut. Das Dach kann man in drei Teilen herunternehmen und die Seitenwände sind auf Scharnieren befestigt, damit man die auch herunterklappen kann - und damit das Boot auch unter niedrigen Brücken durchpasst!

 

 

Anschliessend gings ans Innenleben vom Boot. Motor, Steuerung und Anzeigetafel, und dann der Wohnraum. Nicht immer leicht, speziell beim Überkopf-Drillen und -Schrauben... uns fallen die Arme ab! Und die Anti-Rostfarbe hat uns mit ihren Dämpfen auch ganz schön zugesetzt, von der Genickstarre vom Deckenstreichen will ich gar nicht sprechen...

Aber mit der Zeit wurde innen alles schön Anti-Rost-rot und alle Holzleisten waren montiert.

 

Jeremy wird immer perfekter im Holzarbeiten... die Nachbarn (die auch auf ihren Booten basteln) trauen ihren Augen kaum... so langsam frisst die der Neid!!!

 

Es ist Winter geworden (2005) und Jeremy fängt an die Innenwände zu bauen (während ich im Zirkus arbeite...) Hier sieht man noch das Boot ohne Abteilungen, und auf dem Bild in der Mitte sieht man Jeremy in unserem Gästezimmer, rechts von ihm führt ein kleiner Korridor zu unserem Schlafzimmer (hinter Jeremy), das Badezimmer und die Toilette sind rechts.

 

Auf den Plafond und die Seitenwände klebt Jeremy - mit einem ganz grauslichen, schwarzen, schmierigen Kleber - die Steinwolle. Dann kommt eine Schicht aus Alu-Luftblasen-Alu-Isolierung drauf... und das Boot sieht immer futuristischer aus! Very 'space'!!!

 

An einem schönen Wintermorgen (23. Februar 2005) sind wir aufgewacht - und das Boot war mit einer dicken Schneeschicht zugedeckt. Für Pariser Verhältnisse ganz aussergewöhnlich, hier schneit es fast nie!

 

Während draussen die Flocken fallen beginnt Jeremy dickes Faserholz zuzuschneiden und die Innenwände damit auszukleiden. Auf dieses Holz wird dann am Schluss die Innenvertäfelung geschraubt. Ist also unser 'Unter-Holz'... :o)... Und auf einmal schaut das Ganze schon viel sauberer aus!

 

Jetzt mussten wir auch entscheiden wo wir die Lampen, Stecker und Lichtschalter haben wollen! Nicht leicht!

 

Und weiter gehts!

Endlich gehts an die Innenverkleidung... wir hatten ein ziemliches Hin und Her und grosse Ratlosigkeit bei der Wahl unseres Holzes für den Plafond: wir wollten kein stinknormales Kiefernholz mit viel Streifen und Astlöchern, wie auf unserem alten Boot. Aber was könnten wir kaufen, dass nicht gleich die Welt kostet, aber trotzdem schön ausschaut? Oder sollten wir doch einfach irgendein Holz kaufen und es dann weiss streichen?

Und dann haben wir im Baumarkt das Bankirai-Holz für Badezimmer entdeckt. Teak hätten sie auch gehabt, aber das war schon ziemlich dunkel - also haben wir 50 Pakete Bankirai bestellt - ein bisschen Öl draufstreichen und die wunderschöne orange/braun/rötliche Farbe des Holzes kommt in ihren verschiedenen Schattierungen so richtig gut zur Geltung. Optisch unterbrochen wird unser Holzmosaik mit goldglänzenden Messingschrauben.

 

Der Plafond ist fertig!!!

 

Juni/Juli 2005: Jeremy kleidet den gesamten Innenraum noch mit einer dünnen Schicht feiner Faserplatte aus, der grosse Raum wird immer heller und immer sauberer.

 

Und dann ist der Moment gekommen um das Ganze auszumalen! Eine Unterschicht und drei Schichten weisse Seidenmatt-Farbe. Warum weiss - damit ein schöner Kontrast mit den dunklen Fenstern und dem rot-braunen Plafond entsteht.

"Na, Du wirst viel Spass dabei haben das alles zu streichen!" versucht mich Jeremy noch aufzuziehen... also... ich hab ihn vom Boot gewiesen, ganz einfach, hab meinen CD-Player angesteckt - mit ganz viel Harfenmusik -Räucherstäbchen für die Zen-Atmosphäre und vor allem auch gegen den Farbgeruch und - Schokolade für die gute Laune!

 

Jedem seine Arbeit - das Streichen war ja meine Aufgabe - jetzt ist wieder Jeremy dran: er verkabelt die Stecker und Lichtschalter.

 

Und die ersten Lampen werden am Plafond angebracht - und auch unser erstes Ölbild

 

Weiter gehts mit dem Parkettboden. Ein Vollholz-Eichenboden, in feinen Lamellen 25x5cm gross, alles einzeln geklebt. Und dann die grosse Schleifmaschine, die wir ausgeliehen haben, da hab ich Jeremy drangelassen.... und danach... haben wir noch viel hin- und herüberlegt betreffend der Farbe unseres neuen Bodens. Unsere Freunde und unsere Familien haben uns dabei beraten und uns ihre Erfahrungen mitgeteilt, und gemeint, wir sollten auf keinen Fall einen dunklen Boden machen, Mahagoni zum Beispiel... weil da sieht man gleich jedes Stäubchen... das Ergebnis ist ein relativ dunkler mahagonifarbener Boden, schaut schön nach Schiff aus und sieht dabei aber nicht neu aus, sondern eher schön patiniert, wie ein alter hergerichteter Boden! :o)

 

Wir beginnen nun schön langsam unseren 'Stern' einzurichten - es gibt schon einen kleinen Holzofen um unser Wohnzimmer so richtig schön gemütlich zu machen, und ein grosses Bett gibts auch schon - 140x200cm (endlich!!!)

 

Sonntag 16. Oktober 2005 - wir haben abgelegt um in die Werft zu fahren... mit einer Mannschaft lieber Freunde an Bord, die alle unangemeldet und spontan mitgekommen sind... sogar im Beiboot angerudert und an Bord geklettert - das Ganze ergab eine sehr lustige Bootsfahrt... um nicht einmal einen ganzen Kilometer zurückzulegen... um in die Werft nebenan zu fahren. Gut - man muss sagen, um die Spazierfahrt erst so richtig geniessen zu können sind wir um die St. Denis Insel herumgefahren und dann in die Werft... und das ergibt immerhin eine schöne 2stündige Bootsfahrt.

 

Montag 17. Oktober - der Stern wird aus dem Wasser gehoben um Probleme am Steuerruder zu beheben. Anscheinend ist es durch irgendwas im Wasser beim Fahren verbogen worden.... gut.... das wussten wir ja schon und deswegen sind wir auch in die Werft gefahren... aber was wir noch nicht wussten... die Anoden sind ziemlich kaputt, was positiv ist, die polen den Rumpf um damit er nicht so leicht rostet, positiv also, weil das heisst, dass sie auch gut funktionieren. Dann entdeckten wir ... anscheinend haben wir beim Fahren mal ein Seil in die Schiffsschraube gekriegt, das sich nun im Gestänge der Schraube verklemmt hat. Die Schraube wurde weggedrückt und wir hätten die beim Fahren irgendwann mal verlieren können... Gott sei dank haben wir das vorher herausgefunden!!!

Unser Stern hat Gott sei dank nicht lange in der Werft bleiben müssen, nur eine Woche, ist aber allerdings ohne Steuerruder und ohne Schiffsschraube an unseren Liegeplatz zurückgekehrt, nun warten wir auf den Kostenvoranschlag der Reparaturen...

 

März 2006 - Die Versicherung hat endlich dem Kostenvoranschlag zugesagt und ist grad dabei das Steuerruder und den Propellerschaft neu zu bauen. Bald wird man die Reparatur in der Werft angehen können! Zeit wirds schon!

 

April 2006 - In der Zwischenzeit wo wir auf die Werft warten baut Jeremy schon einmal die Einbaukästen .... Stauraum! Endlich! ... natürlich strengstens überwacht von unserem Arbeitsinspektor - Herr Kater Uisce!

 

Schiebetüren für unsere Kästen und obenauf ein regal für unsere Bücher. Sehr klassisch, aber gleichzeitig ... nicht gar zu neu schaun die auch nicht aus! Gut so!

 

 

 

 

Sommer 2006 - wir sind ganz viel unterwegs und reisen durch ganz Europa mit unseren Shows ... keine Zeit um am Boot weiterzumachen ... aber in der Zwischenzeit zeig ich Euch mal ein Foto von unserem Wohnzimmer:

 

... hat sich schon ein bisschen verändert - oder? :o)

 

 

October 2006 - Unser 'Stern' fährt endlich zurück in die Werft um die notwendigen Reparaturen durchzuführen - endlich!!!

Das Boot wird wieder aus dem Wasser gehoben, Jeremy putzt die ganze Unterseite mit dem grossen Kärcher der Werft und beeilt sich die ganze Fläche zwei Mal mit Teer zu streichen, und natürlich... ein gutes Glas Rotwein oder etwas Hochprozentigeres in der Hand tratscht er mit den Arbeitern der Werft und mit den Freunden die schauen kommen. Hier, mit Jean-Alain, hat er sicher grad über die Kosten der Reparatur geredet ... nach dem Gsicht das er da grad macht ...

 

 

Aber man muss sagen, die Leute der Werft haben supergut gearbeitet! Das alte Steuerruder und der Propellerschaft wurden ersetzt, ein ganz neues Ruder wurde quasi vor unseren Augen kreiert und gebaut, ganz modern, 'fisch-förmig'-dreidimensional im Relief, viel kleiner als das Alte, viel leichter, aber besser, effizienter und - schöner! :o)

 

Nach nur einer Woche konnte das Boot wieder ins Wasser und es ging zurück zum Port Sisley ...

... aber nicht gleich sofort ... zuerst haben wir natürlich noch einige Runden gedreht um das neue Steuersystem auszutesten.

 

 

 

Sommer bis Winter 2006 haben wir sehr viel gearbeitet uns sind viel durch die Gegend gereist, ich hatte kleine gesundheitliche Probleme, die in Ordnung gebracht werden mussten und gleichzeitig hat Jeremy ganz ganz viel geschuftet, schon in Hinblick auf die Rechnung der Werft, die Reparaturen an unserem Boot sind leider ganz schön ins Geld gegangen. Aua!!! .... also hatten wir sehr wenig Zeit daheim an unserem 'Stern' zu arbeiten.

Aber trotzdem haben wir's geschafft ein bisschen voranzukommen, zwischen unseren Reisen und Verträgen, um unser Boot komfortabler, behaglicher und wohnlicher zu machen. Zuerstmal haben wir uns eine neue hölzerne Stiege gekauft. Ein grosser Fortschritt - wie ehemalige Besucher unseres Bootes feststellen konnten, die sich über die vorherige Metallstiege runtergemüht hatten ...!

 

Zufällig entdeckten wir dann im Baumarkt eine superdicke Eichen-Arbeitsoberfläche, und noch dazu im Sonderangebot, also haben wir nicht lang überlegt und sie gleich mitgenommen, und hatten eigentlich noch gar keine Idee wie unsere Küche einmal ausschauen soll ... und dann sind wir gleich in ein grosses schwedisches Möbelgeschäft gefahren um das Innenleben unserer Küchenkastln zu kaufen .... ich denk ihr wisst welches Geschäft ich meine ...

Und dann hat Jeremy mal angefangen runde Ecken zu fräsen.

 

 

 

November 2006 - ich hab den Herd meiner Träume gefunden!!!

Nach einigen Schwierigkeiten diesen wunderbaren Herd in kompletter Gas-Ausführung hierher nach Frankreich zu bekommen, war es schliesslich soweit und dank der hilfreichen und muskelbepackten Nachbarn kam unser Super-Herd an Bord!

Ein grosses Dankeschön an 'Falcon' France die es ermöglicht haben, dass wir nun diesen wunderschönen blauen 'Rangemaster'-Herd daheim haben!

 

Dann gings ans Ölen der Arbeitsoberfläche .... wie viel mal .... weiss ich nimmer, fünf oder sechs Schichten ....

... und hier ein Foto von uns beiden, überglücklich, dass jetzt so viel vorangeht!

 

Wir freuen uns dermassen, dass wir gleich zu kochen angefangen haben, und feiern mit einer guten Flasche Wein aus unserem neuen Wein-Schrank.

 

Jänner 2007 - unser Computer ist nun an Bord!

Jeremy arbeitet an den Wasserrohren weiter und dank eines grosszügigen Geschenks meiner lieben Oma haben wir uns eine gute Waschmaschine mit eingebautem Trockner geleistet, damit im Winter unser Gwand besser trocknet.

Ach ja! Das Wichtigste und Allererste, dass wir an unser Wassersystem angeschlossen haben - unser neues Klo! :o)

 

In der Küche fehlte uns noch was ganz Wichtiges, und zwar um das angepatzte Kochgeschirr wieder abzuwaschen - das Wasser!

Im Moment ists nur kalt, aber das ist ja schon mal was. Speziell auch, weil man auch endlich was wegschütten kann ... heisses Spaghettiwasser zum Beispiel, kann man jetzt direkt in die Abwasch schütten ... Wow!

 

 

Klopf klopf klopf ... die Kacheln von Sabine eigenhändig angeklebt. Sieht doch nett aus, oder?

 

Ein paar Bilder von Ausflûgen mit unserem Stern!

 

2007 Jeremy bastelt an der Küche weiter - alles Eiche Vollholz - aus Brettern herausgefräst und zusammengesetzt - alles selbergebaut! Da kann Sabine nicht viel helfen ... ausser das Holz zu ölen und die blauen Keramikgriffe anzubringen. :o)

Endlich gibt's eine Vitrine für unser Herend-Geschirr und es gibt - da dachten wir dass wir und jetzt so richtig erwachsen fûhlen: einen Geschirrspüler!

 

2007 wird auch am Badezimmer weitergebaut. Das Fliesenlegen war nicht ganz so einfach. Aber die schönen Armaturen sind ein Hit! Die kommen aus Wien!

 

 

2008/2009 baute Jeremy die Zentralheizung ein - endlich wird es konstant warm am Boot! :o)

 

 

Aus ebenfalls Eiche und Sipo Vollholz baut Jeremy diese wunderschönen Türen für unser Boot! Ausser die Klotür - haben wir bis heute noch keine ...

 

 

2010 - Jeremy baut am Boot weiter. Die Kabine hinten am Heck wird dicht geschweisst, isoliert und schliesslich verkleidet. Nicht einfach, denn hier ist nichts gerade, nichts ist parallel, nichts hat einen rechten Winkel!

 

Winter 2010 - Jeremy baut am Führerhäuschen weiter. Alles wird verkleidet und ausgemalen.